top of page

Wie aussagekräftig ist der Nutri-Score?


Wie aussagekräftig ist der Nutri-Score?


Den Nutri-Score findet man mittlerweile auf vielen Produkten in den Supermärkten. Aber was genau steckt hinter dieser Klassifizierung von Lebensmitteln? Und wie aussagekräftig ist er überhaupt?


Seit 2020 gibt es immer mehr der Ampelfarben auf unseren Produkten zu sehen. Der Nutri-Score soll Verbraucher dabei unterstützen, sich in den Supermärkten auf einen Blick für gesündere Lebensmittel entscheiden zu können. Von einem grünen A bis zu einem roten E werden Produkte hierbei kategorisiert. Die Kennzeichnung mit dem Nutri-Score ist freiwillig und deshalb auch nicht auf jedem Produkt zu finden. Mittlerweile haben sich aber über 640 Unternehmen registriert, um den Nutri-Score zu tragen.


Aber wie kommen die Lebensmittel an ihre bunten Buchstaben?


Bei der Berechnung des Nutri-Scores, sammeln Produkte Punkte für bestimmte negative Eigenschaften und Inhaltsstoffe. Für andere gesunde Inhalte werden ebenfalls Punkte verteilt, welche dann mit den negativen verrechnet werden, einige von ihnen wieder ausgleichen können und die Anzahl der Minuspunkte schrumpfen lässt. Je weniger Punkte ein Produkt dann am Ende auf der „Negativseite“ gesammelt hat, desto gesünder wird es angegeben. Minuspunkte gibt es für einen hohen Energiegehalt, gesättigte Fettsäuren, Zucker oder Salz. Für Bestandteile wie Proteine und Ballaststoffe, aber auch Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte oder Olivenöl werden positive Punkte vergeben, die dann angerechnet werden. Ein grünes A bekommen Produkte, die am Ende -1 oder noch weniger Punkte auf ihrer Liste der Minuspunkte verzeichnen. Die schlechteste Kennzeichnung, das rote E, gibt es dann für 19 oder mehr Punkte.


Eigentlich also ein einfaches System für uns Verbraucher. Schaut man sich aber gezielt, mit Blick auf den Nutri-Score, in den Supermärkten um, stolpert man immer wieder über den ein oder anderen Wert. So hat zum Beispiel weißes Toastbrot, das allgemein bekannt eher nicht mit Vollkornprodukten mithalten kann, ein grünes A. Gesunder Lachs hingegen trägt, trotz seiner vielen gesunden Fette, nur ein orangefarbiges D. Nussmischungen nur ein gelbes C, vergleichbar mit einigen Kartoffelchips. Warum ist das so? Das Toastbrot sammelt viele gute Punkte bei den möglichen Proteinen, bekommt keine Abzüge beim Zucker, weil es erst ab einer bestimmten Gesamtmenge überhaupt berücksichtigt wird und hält sich bei der Kalorienbilanz auch moderat, weil es wenig Fette enthält. So errechnet sich also ein sehr gutes Ergebnis für das weiße Toastbrot. Was man daraus aber nicht lesen kann: die volle Punktzahl für Proteine gibt es für den Vergleich zu anderen Brotsorten. Bezogen auf die Proteinmenge die unser Körper täglich braucht, ist diese Menge fast nicht erwähnenswert. So sammelt das Toastbrot Punkte bei etwas, das für uns effektiv quasi keinen Einfluss hat. Auf der anderen Seite spart es unangenehme Minuspunkte dadurch, dass es wenig Fette enthält und somit weniger Kalorien. Dass weniger Kalorien dann aber auch weniger gesunde Fette bedeutet, wird nicht betrachtet. So bekäme ein Vollkornbrot, das durch volle Körner auch mehr Anteile an Fett hat, wahrscheinlich sogar eine schlechtere Bewertung, obwohl es hierbei um einen wesentlich entscheidenderen Faktor geht - also die Menge an Proteinen in unserem Brot.


Man merkt also, der Nutri-Score lässt sich rechnerisch leicht von Unternehmen ausspielen und kann uns leider sogar eher auf die falsche Fährte locken, als uns zu helfen. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft macht hierfür immer wieder deutlich: Der Nutri-Score soll nur Produkte innerhalb einer Lebensmittelgruppe vergleichen, nicht verschiedene Gruppen miteinander. Es soll also garnicht Toastbrot mit Lachs verglichen werden, sondern die Produkte innerhalb ihrer Produktgruppe. Aber auch hierbei sollte man sich nicht blind auf den Nutri-Score verlassen. Natürlich ist rein rechnerisch, eine Pizza mit einem orangefarbigen D besser als eine Pizza mit einem roten E. Dass sie dadurch aber grundsätzlich die richtige Wahl für eine gesunde Mahlzeit ist, ist trotzdem eher unwahrscheinlich. Genauso sollte man, trotz des orangefarbigen D, welches Lachs wegen seiner vergleichsweise hohen Kalorien trägt, eher zu ihm greifen als zu salzigen Fertiggerichten, die sich vielleicht ein grünes B errechnet haben.


Wie sollten wir also mit dem Nutri-Score umgehen?


Der Grundgedanke, dem Verbraucher Hilfsmittel an die Hand zu geben, welche helfen sollen, sich gesund zu ernähren, ist ein guter Ansatz. Besonders wenn man beachtet, dass Krankheiten wie Diabetes Typ 2 und ernährungsbedingte Herz-Kreislauferkrankungen weiter auf dem Vormarsch sind, sollten wir uns immer mit neuen Möglichkeiten auseinandersetzen, die uns bei einer gesunden Ernährung unterstützen können. Beim Nutri-Score sollten wir aber sehr vorsichtig sein, unsere Entscheidung nur von der bunten Ampelkennzeichnung abhängig zu machen. Ein orientierender Blick auf ihn kann durchaus helfen, sich zwischen zwei Produkten zu entscheiden. Der Nutri-Score sollte aber nicht nur genutzt werden, um unser Gewissen zu erleichtern. Man sollte es immer vorziehen, genau auf die Nährwertangaben von Lebensmitteln zu schauen und sich selbst damit zu beschäftigen, welche Inhaltsstoffe unser Körper braucht und woher wir diese bekommen. So lassen sich dann tatsächlich gesunde Mahlzeiten zusammenstellen und einer gesunden Ernährung steht nichts mehr im Weg!            

 
 
 

Kommentare


bottom of page